Heute war kein aufregender Tag. Die meiste Zeit bin ich auf der schnurgeraden Via Emiglia, einer alten Römerstraße gelaufen, bzw. auf dem, was davon heutzutage zu sehen ist. Schnurgerader Asphalt, mal mit, mal ohne Fußweg.

Der Himmel war trüb. Und es war merkwürdig ruhig in der Stadt. Bis mir klar wurde: heute ist ein Feiertag in Italien. Der damit zusammenhängende Brückentag erklärt auch, warum ich plötzlich mit heftigen Hotelpreisen konfrontiert war.

Auf dem Weg aus Bologna passierte ich ausnahmsweise mal keine Industriehallen, sondern ganz akzeptable Neubaugebiete, die gut mit Bäumen durchsetzt sind, und immer wieder in Parks münden. Am Stadtrand gab es dann sogar eine Art „Zehlendorf“ mit vielen schicken Häuschen und perfekt angelegten Radwegen. Erstaunt haben mich die Entfernungen zur Altstadt. In Bologna gibt es Oberleitungsbusse, die sich aber oft die Routen mit Dieselbussen teilen.

Einzige Abwechslung heute: ein Volkslauf im Süden von Bologna. Da kamen mir diverse Jogger und Walker entgegen. Die Strecke war an den Straßenüberquerungen gesichert, was auch mir zugutekam, denn ich ging teilweise die gleiche Strecke, nur in umgekehrter Richtung. Mit einem der Streckenposten, Chris, einem belgischen Arzt in meinem Alter, kam ich ins Gespräch, denn er konnte perfekt Deutsch. Schließlich wurde ich noch eingeladen, Nutznießer eines Getränkestandes bei einem Streckenposten des Volkslaufs zu werden.

Auch zahlreiche Radfahrer waren heute unterwegs. Man sieht eigentlich nur zwei Arten von Radfahrern: Migranten, die kein Auto haben und meist heruntergekommene Tourenräder benutzen. Die andere Gruppe sind Herrn zwischen 40 und 70, die mit ihren Carbonbikes per Auto zu irgendwelchen Parkplätzen fahren, um von dort im Rudel eine Runde zu drehen. Die sind dann aufgedonnert mit Funktionskleidung und Sonnenbrillen und fahren meist auf der Straße. Radwegen wollen sie offenbar nicht trauen. Und die andere Gruppe ist als Lobby zu klein, um gute Radwege einzufordern. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Feiertagsruhe hatte ich ansonsten auf der Via Emiglia nicht. Einzig die LKWs blieben mir am Feiertag erspart.

Auf meiner Route wurden mir zwei antike Ruinen angezeigt. Allerdings entpuppten diese sich als wenig aufregende flache Grabungsstätten. Außer provisorischen Zäumen und Abdeckungen gab es nichts zu sehen.

So aufregend wie mein heutiger Tag.

Tag 62 Von Bologna nach Castel San Pietro

1. November 2022, 25 km bis km 1.636

Eine archäologische Ausgrabungsstätte. Mit großen Schildern angekündigt....

Die sgaenumwobene Via Emiglia. Ca. 100 km geradeaus bin ich auf dieser Straße gegangen. Tolle Leistung, liebe Römer. Aber wo ist der Fußweg hin?