Etwa 5 km läuft man entlang der vierspurigen Ausfallstraße mit all den Scheußlichkeiten, die Ausfallstraßen so zu bieten haben. Dann folgt ein großer gerader Feldweg neben der Bahn. Alles war in Nebel getaucht, die Sicht betrug vielleicht 300 m. Schließlich entfernte ich mich von der Bahn und ging stundenlang über Feldwege. Nur ganz langsam klarte der Nebel auf. Aber die ganze Zeit blieben die Höhenzüge am Rande der Ebene, durch die ich wanderte, nur hellgraue Flächen am Horizont. Ich mag ja so eine grafische Reduzierung der Landschaft, die der Nebel bewirkt: weniger Farben, wenige Linien, große Flächen.
Es war zunächst kalt und feucht, so dass ich die ersten zehn Kilometer am Stück durchgewandert bin. Erst gegen 10 habe ich mich auf einen Baumstumpf gesetzt für die erste Rast. Dann jedoch hatte ich Glück, denn freundliche Menschen haben zwischen die Felder diverse Bänke gestellt.
Der Boden war hinter Ljubljana erst lehmig-sandig, dann wurde er zusehends schwarz und nass. Lauter kleine Entwässerungsgräben durchzogen schließlich die Ebene. Weil es aber flach war und ich ausgeruht, bin ich heute mit im Schnitt 5,3 km/h gelaufen.
Gegen Mittag kam ich in Sinja Gorica an. Am Dorfeingang wurde ich von drei älteren Herrschaften begrüßt, einer davon mit Wanderstöckchen. Wir haben uns ein wenig mit Deutsch und Englisch verständigen können. Dann wurde mir die Wasserflasche gefüllt und als Zugabe ein Gläschen Slibowitz gereicht.
In Vrhnika zum lokalen Aldi, Vorräte auffüllen. Davon dann möglichst viel gegessen, weil alles viel zu schwer war. Aber Vhrnika scheint eine rührige Wanderkommune zu sein. Im Ort gab es zahlreiche zweisprachige Tafeln zu einzelnen Gebäuden. Und es gibt eine Initiative „1890“, deren Zweck ich noch mal recherchieren muss. Es geht jedenfalls grundsätzlich um einen jungen fußreisenden Dichter.
Die Letzten Kilometer dann noch mal ein wenig bergauf. War es morgens überall feucht, hatte ich nun fortwährend Staub und Wärme. Vorbei ging es an einem großen Eisenbahnviadukt der Südbahn, die einst Wien und Triest verband. Dort ist auch das erste Stück jugoslawische Autobahn, gebaut in den 70iger Jahren. Ansonsten lief ich heute zwar parallel zur Autobahn, aber glücklicherweise immer mit etwas Abstand.
Die Pension heute ist mäßig, Self-Check-in mit Fernkommandos am Telefon, kein Wasserkocher (kein Tee … schrecklich). Das Beste war dann doch der Döner nebenan.
Eine Gasse in Vrhnika
Tag 44 Von Ljubljana nach Logatec
Wenn ich solche Häuser passiere, denke ich immer: die könnten aus Seumes Zeit sein. Und die Straße davon schon dutzendmal überpflastert, bis sie an die Fenstersimse reicht.
Die meiste Zeit lief ich heute durch eine fruchtbare Ebene.