Ich ging die ersten 8 km auf dem Damm der Save, erst im Nebel, dann in der immer wärmeren Sonne. Bald lief ich kurz behost und im T-Shirt. Meine Route führte mich, nachdem die Save in einer großen Biegung verschwand, über verschiedene kleine Dörfer mit endlosen Hopfenplantagen. Wieder alles todschick. Das ist eigentlich eine gute Mischung: Ruhe in der Natur und dann doch mal wieder über die Dörfer. Auf dem Damm der Save waren gleichwohl recht viele Menschen unterwegs. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer. Witzig: so ca. 3 km ging ein Mann, älter und sportlich gekleidet in 30 m Abstand vor mir her. Er musste das Tacken meines Wanderstocks hören, aber drehte sich nicht um, blieb nicht etwa wartend stehen. Auch ich setzte nicht zum Überholen an, fiel eher immer mal zurück, weil ich stehen blieb und fotografierte. Plötzlich jedoch kehrte er um, um den Rückweg seiner Morgenrunde anzutreten, vermute ich mal, er kam mir lächelnd entgegen, wir grüßten uns, er ging an mir vorbei, das wars.
Auf seinem Hopfenfeld traf ich Stunden später Toni, der sorgfältig alte Pflanzenreste zwischen den Stangen wegharkte. Er konnte recht gut Deutsch, vor 40 Jahren in der Schule (!) gelernt. Er exportiert Hopfen und Blaubeeren nach Deutschland, kennt in Bayern diverse Brauereien. Im Vergleich zu Deutschland hat Slowenien nur etwa ein Zehntel der Anbaufläche für Hopfen, ca. 2.000 ha. Ihn fragte ich nach dem dörflichen Wohlstand. Er zeigte auf sein imposantes Haus, es stand in Sichtweite neben der Straße: 300 Jahre alt, 300 m² Wohlfläche, diverses Nebengelass. Da wohnt er allein mit seiner Frau. Die Tochter ist nach Ljubljana gegangen. Wir mussten beide lachen. Eigentlich vermutete ich, er habe einige Jahre in Deutschland gearbeitet. Er erklärte, dass es auch im Sozialismus viel Privateigentum gegeben habe auf dem Land. Mehr konnte er nicht zu meiner Aufklärung beitragen. Auf meine Frage, ob denn die Slowenen glücklich wären, knurrte er etwas über die nach seiner Meinung zu linke Regierung. Nunja.
Toni bestätigte mich aber in der Vermutung, dass die Fernstraße nebenan die alte Route von Graz nach Triest ist.
Der werde ich morgen folgen, auch wenn es eine laute Angelegenheit werden wird. Auf große schöne Umwege durch die Berge habe ich keine Lust. Übermorgen wäre ich gern in Ljubljana. 33 km habe ich mir für morgen vorgenommen. Und es wird spannend: an meiner Strecke sind weit und breit keine Hotels oder Ferienquartiere. Die sind offenbar alle verschwunden, als man parallel zur Straße die Autobahn gebaut hat, so dass potenzielle Gäste weglieben. Ich werde es also drauf ankommen lassen und nach einem Bett fragen. Oder ich nehme den Bus nach Ljubljana, von dem ich hoffe, dass er fährt abends. Oder trampen. Am Zielort gibt es eine Tankstelle, die hoffentlich mit Personal besetzt ist, denn wie in Österreich gibt es hier auch reine Selbstbedienungstankstellen. Vielleicht haben die einen Tipp für mich.
Oft sieht man in den Dörfern in Slowenien noch diese alten Scheunen, die vermutlich Jahrhunderte überdauerten, obwohl ganz überwiegend aus Holz gebaut.
Tag 41 Von Celje nach Ceplje
Hopfenfelder