Komoot wollte mich über eklige Feldwege schicken, schön am Ufer der Marne, aber auch schön zugewachsen und schlammig. Rechtzeitig habe ich mich entschlossen, dem die Straße vorzuziehen. Und das war trotz einiger Zusatzkilometer richtig. Ich hatte sonniges Wetter mit tollen Wolkenbildern. Die Straße folgte den Mäandern des Flusses. Aber es ging durch eine ganze Reihe netter Dörfchen. Gefühlt alle zehn Meter warben die Champagnergüter für ihre Produkte. Und alle 100 m wird ein Haus verkauft. Das sind die anderen Schilder, die man häufig antrifft.

Tatsächlich fuhr ich heute den ganzen Tag durch Weinfelder. Die sind hier erstaunlich niedrig, womöglich passend zu den Maschinen, die zum Einsatz kommen. Meine Frau meinte, ich müsse hier unbedingt Champagner trinken, wenn ich denn schon mal in der Gegend bin. Aber es ist keineswegs so, dass die Leute alle mit gefüllten Gläsern winkend in den Toren stehen. Es ist fast wie in Sachsen-Anhalt auf dem Lande: man sieht extrem wenig Menschen auf den Straßen. Und mir ist der Appetit ein wenig vergangen, da ich den ganzen Tag fette Gefährte mit Giftspritzen über die Felder ackern sah, graue Wolken versprühend, so dass ich immer ein wenig die Windrichtung checkte. Zwischen den Rebzeilen war die Vegetation wie von der Sonne verbrannt, braun.

In einem ALDI habe ich mich mit Obst und Käse eingedeckt. Rief mir doch eine Kassiererin zu, ich müsse meinen Rucksack neben der Kasse abstellen. Hielt die mich für kriminell? Oder hatte sie Angst, dass ich mit kühnem Schwung die Regale leerfege?

Eine längere Pause habe ich in Chateau Terry gemacht. In einem Cafe trank ich Tee und aß Crepe mit Orangemarmelade.

Ansonsten bin ich heute mit 12,5 km/h Durchschnitt gut vorangekommen. Asphalt ist einfach der beste Untergrund für den Roller. Trotzdem schiebe ich bergauf immer. Den Zeitverlust hole ich bei rasanten Abfahrten locker wieder raus. Kein Vergleich zum Wandern! Insgesamt bin ich heute auf 260 m Anstiege gekommen. Im Vergleich zu gestern, fühle ich mich aber nicht so erschlagen.

Allmählich komme ich in meinen Flow. Heute im Cafe habe ich gezeichnet, später in der Sonne auf einer Bank am Straßenrand nochmals. Dennoch trug ich die meiste Zeit meine Regenjacke, denn die ist ein hervorragender Windschutz. Und den braucht man, wenn man mit mehr als 30 km/h die Hügel runterrollt. Es wird immer noch kaum über 15°C warm. Und heute hatte ich erneut die ganze Zeit einen praktischen Westwind im Rücken, der nicht heftig blies, aber auch nicht bremste. Ich hoffe, dass mich der für morgen angekündigte Regen etwas verschont. Morgen stehen 45 km auf der Agenda, und die meiste Zeit leitet mich Komoot über den Marne-Radweg. Der soll asphaltiert sein, warten wir`s ab.

Kurz hinter Charly sur Marne. Die Straßen waren noch feucht, aber heute hat es den ganzen Tag keinen Regen gegeben.

Tag 3 Von Charly sur Marne bis Dormans

03. Mai 2024, 42 km bis km 138,1

Weinberge und Wolken, ab und zu Sonne.

Irgendwie ist in Frankreich immerzu Markt. Chateau Terry.

Wann hat man in Deutschland zuletzt eine Markthalle gebaut?

Klare Luft und atemberaubende Fernsicht. Das Tal der Marne. Wäre ich immer unten am Fluss gefahren, hätte ich einiges verpasst.

Ich fahre durch eine geradezu liebliche Gegend. Aber vor 110 Jahren hat hier die Marneschlacht getobt, bei der der Vormarsch des deutschen Heeres (kurz vor Paris) durch Franzosen und Engländer gestoppt wurde. Es folgte ein weiträumiger Rückzug der Deutschen.

Dormans von der Marnebrücke aus.