Mari und ihr Mann – beide in Bademänteln, beide Pensionäre – bereiteten mir ein nettes Frühstück. Mari hatte Rührkuchen mit Aprikosen gebacken. Ihr Mann versuchte, mir Tee zuzubereiten. Dazu gab er mir passend zur Kanne ein Teesieb, in das ich meinen Tee füllte. Dann gab er kaltes Wasser dazu und stellte alles auf den Gasherd. Zum Glück bin ich tolerant, was Ziehzeiten usw. betrifft. Mit Google-Translater haben wir uns noch ein wenig unterhalten. Dann fuhr ich los.
Es hatte in der Nacht ein heftiges Gewitter gegeben, aber die Straßen waren wieder trocken. Ganz anders sah es auf den Feldwegen aus, über die mich Komoot heute leider öfters mal schickte: da musste ich um Pfützen und freigespülten Schotter herumkurven.
Kurz hinter Meaux, nach etwa 10 km, begann es zu nieseln. Ich zog die Regenjacke an, stülpte die Regenhülle über den Rucksack, und das war gut, denn leider nahm der Regen immer mehr zu, bis ein leichter, aber beharrlicher Landregen pieselte, der nie ganz aufhörte.
Ich machte erst nach 26 km die erste Pause, nichts lud unterwegs zum Verweilen ein. Nur für ein paar Bilder hielt ich ab und zu an.
Kurz vor 12 machte ich dann Rast in einer Dorfkneipe in Ussy sur Marne. Da konnte ich das nächste Teedesaster durch einen Griff in meinen Rucksack (eigene Vorräte dabei) gerade noch verhindern. Dennoch ist es schrecklich, Tee aus einer Kaffeetasse zu trinken. Den Geschmack wird die Tasse nicht los, den nach Kaffee. Die Kneipe war nicht sehr schick, aber im Gastraum fanden sich Leute ein für das Mittagessen, die Chefin aß vorher selbst, was es als Tagesgericht gab. Also beschloss ich, mir etwas Warmes zu gönnen. Dann ereignete sich jedoch ein kleines Desaster. Zunächst sollte ich mir von einem Vorspeisenbuffet etwas auswählen. Reis mit Gemüse dachte ich. Das Zeug war jedoch eisekalt. Es war tatsächlich gekühlt und nicht erwärmt. Na gut, dachte ich, meine Sprachkenntnisse halt. Ich bestellte etwas mit Pommes Frits und Schinken. Dann kam ein Teller mit braun schrumpeligen Streifen, die gefühlt schon eine Woche in einer lauwarmen Fritteuse herumhingen. Der erhoffte Schinken entpuppte sich als eine Art industrielle Pastete, überschwemmt mit Soße, und eingerollt in zentimeterdickes Fett. Das war schlicht ungenießbar. Die Pommes habe ich tapfer mit Brot und Bier vertilgt.
Dann wieder raus in den Nieselregen.
Das Tal der Marne ist an sich ganz schön. Der Fluss liegt in Mäandern und man überquert ihn ab und zu über die zahllosen Brücken. Zugleich ist die Strecke ein dauerndes auf und ab, weil man vom Flusstal immer wieder auf die umgebenden Plateaus wechselt.
Heute hatte ich einige Anstiege zu bewältigen. 450 m nach oben und auch wieder runter. Hoch habe ich den Roller geschoben. Bei der Abfahrt bin ich jedoch zweimal enttäuscht worden, weil die von Komoot empfohlenen Wege zu holprig waren. Dann riskiert man mit dem Roller einen Überschlag. Das Trittbrett liegt ja nur ca. 5 cm über der Straße. Wenn das in einer schnellen Abfahrt blockiert, weil man über eine Bodenwelle oder einen Feldstein schusselt, macht man eine Rolle vorwärts. Also musste ich bergab schieben. Wie bitter. So bin ich denn heute gut 10 km gelaufen, sagt mein Telefon. Dennoch ist der Roller ein echter Gewinn.
Heute war ich nicht so fit wie gestern, kann am Wetter liegen, am Geländeprofil. Ich bin nur mit 11,7 km/h vorangekommen. Den Durchschnitt haben vermutlich einige rasante Abfahrten auf abschüssigen Straßen verbessert. Ich bin jetzt in der Champagne. Aber nicht wirklich in Champagnerlaune. Morgen mache ich eine etwas kürzere Etappe.
Die Marne im Regen
Tag 2 Von Vignely nach Charly sur Marne
Auf den Feldern hinter Vignely
Auf der Marnebrücke in Meaux. Ein Ort, den Seume erwähnt.
Blick ins verregnete Tal der Marne.
Der Marktplatz von La Ferte sous Juarre. In den Gemeinden stehen of irgendwelche Anzeigetafeln mit lokalen Informationen.
Auf einem Hügel mitten in den Feldern eine französische Flagge. Kurz von Charly sur Marne.