Wenn das Wetter perfekt ist, geht es sich doch deutlich leichter. Das konnte ich auch heute feststellen. Aber die wichtigste Feststellung des Tages ist eine andere. 1 : 0 für Österreich, was Kontaktfreudigkeit und Freundlichkeit anbelangt. Die null Punkte gehen an Tschechien und an Deutschland, da vor allem an die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Kaum habe ich die nunmehr unsichtbare Grenze überschritten - einzig ein paar alte Panzersperren aus Beton am Wegesrand erinnerten noch an den Eisernen Vorhang – und habe mich auf eine Bank gesetzt, werde ich auch schon freundlich angesprochen. Neben mir dröhnte die Weinerntemaschine durch die Reben, geführt vom Schwiegervater, der Schwiegersohn steht am Feldrand. Das erfahre ich, und auch einiges mehr, z.B. über die Maschine und Regen zum falschen Zeitpunkt, und wie lange es dauert, einen Weinbaubetrieb von der älteren Generation zu übernehmen, als sich Schwiegersohn zu mir stellt und einen netten Plausch beginnt. Dann muss ich los und werde eingeladen, von den noch nicht abgeernteten Stöcken noch ordentlich Trauben zu nehmen.

Wenig später überholen mich beide auf der Straße mit Maschine und Traktor, und Schwiegersohn hält an mit dem Traktor und fragt, ob er mich ein Stück mitnehmen soll. Am Nachmittag hätte ich ohne Zögern eingewilligt, jetzt schien die Sonne zu schön und ich war fit und voller Elan.

So laufe ich durch die Weinplantagen (Berge sind das ja nicht wirklich), treffe einen Goldfasan, Rehe, Rebhühner und Vögel aller Art, Hasen und bei der nächsten Rast eine Rentnergruppe auf E-bikes. Und während die anderen weiterfahren, bleibt eine der Damen stehen und fragt nach dem Woher und Wohin. Wünscht mir Gottes Segen und fährt den anderen hinterher.

Das erste österreichische Dorf, Alberndorf, empfängt mich mit einer ganzen Kette von Weinkellern, in denen gearbeitet wird und die zum Teil, mitten am Donnerstagvormittag geöffnet sind für Verkostungen. Ich ziehe jedoch einen Platz unter Kastanien im nahegelegenen Dorflokal vor. Ein ordentliches warmes Mittagessen und dazu zwei Flaschen alkoholfreies Bier. Das Lokal bzw. der Garten sind voll mit Leuten in unterschiedlicher Kluft, einige sichtlich von der Arbeit kommend.


Fazit: Leute, die mich ansprechen und nicht nur meinen Gruß erwidern, gibt es in Österreich offensichtlich häufiger als auf manchen Dörfern in Tschechien und Deutschland. Von in der Woche zu Mittag geöffneten Kneipen wollen wir da gar nicht reden. Auch am Nachmittag habe ich noch einen netten Schwatz mit zwei älteren Damen, die am Zaun standen, und die ich um Wasser bat.

Die Landschaft ist hier flach mit tollen Fernblicken von den Hügeln, die es ab und zu gibt. Von Hollabrunn habe ich wenig gesehen, denn nach den finalen 5 km entlang eines Bahndammes wollte ich ins Hotel. Das entpuppte sich als neugebauter Koloss, der zugleich diverse Behörden, Ämter und Vereinigungen beherbergt. Leider hat das Hotel kein Restaurant, so dass ich nach dem Duschen noch mal losziehen musste zu einem nahegelegenen Heurigen.

Zum Befinden: heute war mir erstmals etwas langweilig, so dass ich morgen die Kopfhörer in Reichweite packen werde. Und vorgestern musste ich am Rande eines Dorfes doch tatsächlich noch einen Hund verprügeln. Ein dicker, großer schwarzer Dobermann oder was weiß ich was für ein flachschneuziges Getier, kam bellend auf mich zugerast, als ich an einem Grundstück vorbeiging, welches keinen Zaun hatte. Ich bellte zunächst auch mal einige deutsche Hundekommandos, erinnerte mich aber, dass selbst in den USA, wo bevorzugt tschechische Hunde von der Polizei eingestellt werden, auch die tschechischen Kommandos benutzt werden. Als das Monster kaum noch zwei Meter vor mir war, holte ich also mit meinem Wanderstock kräftig aus und gab ihm seitlich einen Hieb in die Rippen, was augenblicklich den gewünschten Erfolg mit sich brachte. Derweil das Herrchen böse vom Balkon herab den Hund zu kommandieren suchte, konnte wahrscheinlich auch kein richtiges Tschechisch, der Hund oder der Mann.




Überall im Land werden mir jetzt diese Kürbisfelder begegnen.

Tag 22 Von Dyakovic nach Hollabrunn

22.September 2022, 31 km bis km 596,8

Kurz hinter der tschechischen Grenze begrüßt mich Österreich mit Wein.