Heute war ein guter Tag. Nicht nur wegen des schönen Wetters. Ich bin schmerzfrei gelaufen und habe gleich vier nette Begegnungen mit Menschen gehabt. Die wichtigste zuerst.

Der Bekannte von Jiri entpuppte sich als Pater. Mit etwas Verwirrung ist es uns gelungen, uns in einem kleinen Bistro neben der Nikolaikirche im Zentrum der Altstadt von Znojmo zu treffen. Etwas verblüfft war ich, als sich beim zweiten Anruf unter der Nummer eine Frauenstimme meldete. Eine Ordensschwester, deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, die aber fließend Deutsch sprach, weil sie in jungen Jahren eine Zeit als Au-pair in Köln verbracht hat.

Wir saßen in einem Bistro, mein Essen und meine Getränke standen schon auf dem Tisch, aber die beiden wollten partout nicht, dass ich auch ihnen etwas bestelle. So fragten sie denn neugierig nach dem Woher und Wohin, ohne selbst allzu viel zum Gespräch beizusteuern. Vor allem fanden sie lustig, wie der Kontakt über Lutz Simmler (den Vorstand der Seumegesellschaft) zu Jan K. und dieser zu Jans Bruder Kiri K. und dessen Bekannten wieder irgendwo anders zu eben diesem Pater zustande kam. Die Ukraine war ein weiteres Thema, welches uns beschäftigte, denn der Orden beherbergt eine große Zahl ukrainischer Geflüchteter, Mütter mit ihren Kindern.

Dann musste der Pater aber auch los zur Seelsorge ins Altersheim. Er wollte doch glatt mein Essen bezahlen, was ich aber strikt ablehnte. Mir hat er zum Schluss mit dem Daumen über die Stirn gerieben. Ich habe mich mit einer Verbeugung bedankt. Offenbar bin ich jetzt gegen alle sonstigen Widrigkeiten gefeit.

Znojmo (Znaim) ist eine sehenswerte Stadt auf einem imposanten Felsenhügel am Ufer der Thaya. Auf dem Hügel stehen ein Dom und gleich noch zwei Klöster und natürlich eine schöne Altstadt mit viel Barock. Außerdem gibt es Reste eines alten römischen Turms (ja! Tatsächlich befinde ich mich jetzt auf altem römischem Territorium!). Das alles ergibt eine imposante Silhouette in der natürlich auch die üblichen Neubauten nicht fehlen. Der Fluss ist mit drei Staustufen versehen, wodurch er ruhig liegt wie ein See.

An dessen Ufern ging mein Weg dann weiter, bis ich wieder auf eine Hochebene heraufstieg mit nochmals einem schönen Blick aus der Ferne auf Znojmo.





Und was schrieb Seume zu Znaim?

"Hier in Znaim mußte ich zum ersten Mal Wein trinken, weil der Göttertrank der Germanen in Walhalla nicht mehr zu finden war. Der Wein war, das Maß für vierundzwanzig Kreuzer, sehr gut, wie mich Schnorr versicherte; denn ich verstehe nichts davon, und trinke den besten Burgunder mit Wasser wie den schlechtesten Potsdamer. Hier möchte ich wohl wohnen, so lieblich und freundlich ist die ganze Gegend, selbst unter dem Schnee. An der einen Seite stößt die Stadt an ziemliche Anhöhen, und auf der andern, vorzüglich nach Östreich, wird die Nachbarschaft sehr malerisch durch die Menge Weingärten, die alle an sanften Abhängen hin gepflanzt sind. Die beiden Klöster an den beiden Enden der Stadt sind, wie die meisten Mönchssitze, treffliche Plätze. Das eine nach der Östreichischen Seite, hat Joseph der Zweite unter andern mit eingezogen. Die Gebäude derselben sind so stattlich, daß man sie für die Wohnung keines kleinen Fürsten halten sollte. Im Kriege dienten sie zu verschiedenen Behufen; bald zum Magazin, bald zum Aufenthalt für Gefangene: jetzt steht alles leer.

Die römische Ruine, die hier zu sehen ist, steht zwei Stunden vor der Stadt, rechts hinab in einer schönen Gegend. Da ich aber in Mähren keine römischen Ruinen studieren will, wandelte ich meines Weges weiter. Ein hiesiger Domherr hat sie, wie ich höre, erklärt, auf den ich Dich mit Deiner Neugier verweise. Wenn ich nach den vielen schönen Weinfeldern rund in der Gegend urteile, und nun höre, daß die Ruine von einem Domherrn erklärt worden ist, so sollte ich fast blindlings glauben, sie müsse sich auf die Dionysien bezogen haben. Der Boden mit den großen weitläufigen Weinfeldern könnte, da er überall sehr gut zu sein scheint, doch wohl besser angewendet werden, als zu Weinbau. Die Armen müssen billig eher Brot haben, als die Reichen Wein; und Äbte und Domherren können in diesem Punkte weder Sinn noch Stimme haben."

Schließlich stand ich vor den ersten Weinplantagen hier in der Region. Da musste ich gleich mal probieren von den Trauben am Stock. Ein Stück weiter ins Tal gab es dann eine ganze Kette von Weingütern und Kellern, die zum Kosten des Endproduktes einluden. Aber für Wein war es mir noch zu früh am Tag.

Und wo traf ich die anderen Menschen? Zwei Wanderer kamen mir beim Abstieg vom Domberg entgegen, beider aus Tschechien. Wir wechselten ein paar Worte und sie zogen respektvoll die Basecaps angesichts meiner Pläne. Auf der Hochebene kurz vor den Weinplantagen dann wieder ein tschechischer Wanderer. Er hätte sich zu mir setzen können, ich machte gerade Rast, aber nach ein paar gemurmelten Worten zog er an mir vorbei, ohne stehenzubleiben. Und bei den Weinkellern traf ich auf einen jungen Mann, der im Heck seines Kombis saß und sich gerade ein paar Fahrgeräte an die Füße schnallte (aus Deutschland, wie er betonte!), mit denen man im Sommer Skilanglauf simulieren kann. Wir haben uns vor allem über den allseits ausbleibenden Schnee unterhalten.

Morgen werde ich schon in Österreich sein und hoffentlich keine Sprachbarriere mehr haben.


Znaim war heute die wichtigste Zwischenstation. Die sehr schöne Stadt liegt auf einem Steilhang über der Thaya

Tag 21 Von Kraskov nach Dyjakovic

21.September 2022, 23 km bis km 539

In Znaijm eine Schallschutzmauer mit Losungen Putin = Krieg.

Ein Bunker am Ufer der Thaya