Nun war ich wieder auf der Via Appia. Der folgte ich bis an mein heutiges Tagesziel. Es geht die ganze Zeit schnurgeradeaus, nur einmal, etwa auf halber Strecke, gibt es einen kleinen Schwenk nach rechts. Glücklicherweise gibt es die ganze Zeit Fußwege. Das ist aber darin begründet, dass man auch die gesamte Strecke durch mehr oder weniger dicht besiedeltes Gebiet läuft. Erst sind es Feriensiedlungen und irgendwelche Ressorts, zum Schluss läuft man durch diverse Vororte von Formia. Diese Orte sind nicht sonderlich erbaulich, vieles ist sehr heruntergekommen. Dazwischen wieder ambitionierte Betonkolosse mit halbfertigen Glasfassaden, bei denen ich mich frage: welches abenteuerliche Versprechen wurde da der finanzierenden Bank gemacht?
In Scauri steht nah am Meer die Imposante Ruine einer großen Ziegelei. Aber die eigentliche Attraktion entlang der Strecke sind ein gut erhaltener Äquadukt und die Ruinen einer Therme, gleich neben einem Soldatenfriedhof aus dem 2. Weltkrieg. Dort ist auch die erste eiserne Kettenbrücke Italiens über den Garigliano. Hinter der Brücke ist die Stelle, an der Seume auf den Maulesel umstieg. Ich sah die Brücke, aber keine Maulesel.
Hinter der Brücke über den Garigliano wollte ich eigentlich weiter nach Sessa, entweder per Bus oder Tramp. Aber zum Trampen war der Regen, der inzwischen wieder eigesetzt hatte, viel zu stark. Eine Busverbindung nach Sessa gibt es leider nicht. Das wollte ich bis zuletzt nicht wirklich glauben. Aber weder die (katastrophale) italienische Bus-App noch Google-Maps haben da was angezeigt. Die Bushaltestellen hier haben keine Fahrplanaushänge, nicht einmal einen QR-Code für entsprechende Informationen und oft auch keine Bank zum Setzen für die Wartenden.
In einem Restaurant fragte ich nach einer Busverbindung – nichts. So habe ich mich denn entschlossen, in das zum Restaurant gehörende Hotel einzuchecken. Aber dort war alles voll. Also ging ich einige hundert Meter zurück zu einem anderen Hotel und hatte Glück. Es war eigentlich verschlossen, und an der Nummer an der Tür ging keiner ans Telefon. Aber zufällig entdeckte mich die Putzfrau, die gerade das Foyer wischte. Sie ließ mich ein und kümmerte sich auch um den Check-in.
Draußen über den antiken Ruinen vor meinem Fenster tobt inzwischen ein ausgewachsener Sturm. Morgen soll die Sonne scheinen, und dann geht es zu Fuß weiter.
Immer noch sehr windig hinter Formia
Tag 87 Von Formia bis an den Garigliano
Aufgegebenes Hotel an der Via Appia
Ein Viadukt, welches in der Antike eine große Therme versorgte. Verrückt, wie es von Gewächshäusern eingepfercht wird.
Auch ich hätte gern getanzt. Aber auf dem Tisch war kein Platz mehr.