Heute war wieder sehr schönes Wetter. Ich ging zunächst kleine Nebenstraßen entlang der Küste bis nach Licata. Leider ist diese Stadt von Armut gezeichnet. Man kann es nicht anders sagen. Die Häuser sind in einem schlechten Zustand, viele Läden stehen leer oder sind verschlossen, und gewiss nicht, weil gerade Siesta ist. Überall stehen und sitzen Männer herum, die sichtlich im arbeitsfähigen Alter sind. Und Stadt und Umgebung sind extrem vermüllt. Diesen Eindruck teilte übrigens auch ein Radwanderer aus Sardinien, der mir entgegen kam und für ein kurzes Gespräch anhielt. Zu der allgemeinen Verwahrlosung gehören auch in den Städten streunende Hunde und Katzen. Die sind mir auch schon in Monteciaro aufgefallen. Meistens sind sie etwas menschenscheu und daher harmlos.
Hinter Licata folgte ich der alten Landstraße, musste diese jedoch bald wieder verlassen und auf der neuen SS115 laufen. Letztere wäre der kürzeste Weg zu meinem heutigen Quartier, aber ich bog nach wenigen Kilometern links ab und folgte einer kleinen Straße, die sich durch die Hügel schlängelte.
Unterwegs begegnete ich leider zahlreichen freilaufenden aggressiven Hunden. Aber mein Knüppel (Wanderstock/Einbeinstativ) hilft und auch das demonstrative Aufheben eines Steins von der Straße. Dann jedoch traf ich auf einen Hirten mit einer kleinen Schafherde. Als ich an einer Weggabelung meiner zum Feldweg mutierenden Straße folgen wollte, rief er mir etwas hinterher. Verstanden habe ich nur das Wort „großer Hund“ (grande cane). Da ich mich aber an Hunde gewöhnt habe, ging ich weiter. Plötzlich, nach etwa 100 Metern, stand ein ganzes Rudel zähnefletschend und bellend im Halbkreis vor mir. Die blieben auf Distanz, aber weitergehen wollte ich dann doch nicht. Als ich umkehrte, kam mir der Hirte grinsend entgegen. Als ich erklärte, wo ich hinwill, empfahl er mir den Weg ins Tal, dem ich dann folgte, wobei ich noch weitere Begegnungen mit diversen großen Hunden hatte, nicht jedoch rudelweise.
Der Radfahrer von heute Morgen beklagte sich in unserem kurzen Gespräch auch über sichtbare Zeichen der modernen Sklaverei. Und tatsächlich passierte ich einen Trupp von Landarbeitern auf einem Feld kurz vor meinem heutigen Quartier. Ein weißer Italiener stand dirigierend herum, händisch gearbeitet haben ausnahmslos Menschen aus Afrika und Asien. Sicher war das ein netter Kerl, der vielleicht Leuten etwas Arbeit gab, die eigentlich nicht arbeiten dürfen. Aber der Gestus des Bildes war frappierend, erinnerte mich an alte Fotografien aus den Südstaaten der USA.
Übrigens sind auch die zweitausend Euro bei meinem Spendenprojekt für die Ukraine zusammen.
Ein Blick zurück nach Giotta
Tag 98 Von Giotta nach Falconara
Mit dem Zug durch die Berge nach Agrigent
Eine Bahnstrecke in Licata
Kurz vor der Begenung mit den Kläffern