Im ersten Ort, in Sagrado, nahm ich ein zweites Frühstück in einer Bar, die gegen zehn schon gefüllt war mit Rentnerinnen und Rentnern und anderen Leuten, die Zeit hatten, um diese Stunde in der Sonne zu sitzen. Das Publikum in Jacken und Pullovern, ich in kurzer Hose und Turnhemd. Das gab Fragen. Aber als ich mich als Deutschen vorstellte, lachte man. Ja, in meinem Land sei es ja immer kalt.
Ich beschloss, zukünftig weniger Essen mitzuschleppen, und auf die lokale Gastronomie zu vertrauen. Es ist wirklich faszinierend, dass es in jedem kleinen Dorf irgendwo ein Café gibt. Nur die Siesta darf man nicht aus dem Auge verlieren.
So achtete ich denn darauf, dass ich rechtzeitig zu Mittag einkehrte, wieder in eine Bar in Roman d Isonzo. Ich bekam warmen Toast und schwarzen Tee. Die Herren um mich herum, die nicht alle so aussahen, als seien sie aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, tranken Rotwein. Die hübsche Chefin schenkte immer wieder nach und stellte sich ab und zu mal für ein paar Minuten dazu, brachte ihr Rotweinglas von der Theke mit.
Bei Versa erschien auf der Landkarte ein großer blauer Stausee. Den hatte ich zu überqueren, aber ich sah keine Brücke. Aber dann stellte ich fest: er war vollkommen ausgetrocknet, und dient vermutlich nur bei Hochwasser als Rückhaltebecken. Einen weiteren ausgetrockneten Fluss, den Fiume Judrico fand ich vor Versa. Der Isonzo wiederum führte reichlich Wasser.
Ein schönes Schloss sah ich in Nogaredo al Torre Im gleichen Dorf ist noch weitere historische Bausubstanz zu bestaunen.
Kurz vor Palmanova beobachtet mich ein Herr im weißen Kittel und mit Gehörschutz, der gerade Grünschnitt zum Container brachte. Als ich klarmachen konnte, dass ich Wanderer bin, meinte er, ich müsse viel trinken bei der Wärme. „Ja, Wasser“, antwortete ich. „Nein, Wein!“ erwiderte er und winkte mich auf sein Grundstück. Nun saßen wir auf der Terrasse hinterm Haus und es gab Wein, Käse, Brot, Salami, zum Schluss noch ordentlich Grappa. Währenddessen wanderte mein Telefon mit Google Translater von Hand zu Hand. Wir sind ein Jahrgang und Ezio, mein Gastgeber, hat zwei Söhne, so dass wir über das Wandern, verwirklichte Träume, den Krieg in der Ukraine, das Altwerden, die Familie und sogar den Sozialismus plaudern konnten. Dann jedoch musste ich los, denn der Sonnenuntergang nahte.
Über den Isonzo. Dieser Fluss war mir ein Begriff, denn im 1. Weltkireg fanden an seinem Lauf bis hoch ins Gebirge die ewig währenden 11 Isonzoschlachten statt. 1 Mio. Tote und Verwundete.
Tag 49 Von Ronchi dei Legionari nach Palmanova
Die Fasanenjäger
Schöne Gehöfte. Aber nichts steht unter Denkmalschutz.
Auf dem Weg zum Hotel in Palma Nuova