Monselice hat eine fast noch vollständig erhaltene Befestigung und über der Stadt neben der Burg eine Wallfahrtskirche. Ich stieg heute Morgen noch den Berg ein Stück herauf, weil ich den Nebel über der Stadt und der ganzen Ebene im Sonnenaufgang sehen wollte.

Dann durchlief ich auf kleinen Nebenstraßen und später auf Feldwegen das völlig flache Land, dass immer wieder von Entwässerungsgräben durchzogen ist. Es gibt hier häufig Nebel, die Luftqualität ist miserabel, weil offenbar alles immer im Dunst steht.

Ich fand einige verlassene Bauernhöfe, in ein solches Haus konnte ich sogar hineingehen. Ich überquerte den Canale Gorzone, die Adige (die Etsch!, ja, die aus dem aberwitzigen Lied…) und unzählige Gräben. Morgens ging eine Zeit lang eine Frau neben mir her, am Nachmittag ein Banker. Letzterer erklärte mir, dass ich nun im ärmeren Teil von Veneto angekommen sei. Kaum vorzustellen, ein Drittel des Tages lief ich zwischen endlosen Produktionshallen herum.

Was schreibt Seume zum heutigen Tag:

„Vor Rovigo setzte ich über die Etsch und trat in das Cisalpinische. Der Kaiserliche Offizier jenseit des Flusses, der meinen Paß mit aller Schwerfälligkeit der alten Bocksbeutelei sehr lange revidierte, machte mir bange, daß ich diesseits bei dem französischen Kommandanten wohl Schwierigkeiten finden würde. Als ich zu diesem kam, war alles gerade das Gegenteil.“

Und weiter:

„Rovigo war die erste eigentlich italienische Stadt für mich; denn Triest und Venedig und die übrigen Örter hatten alle noch so etwas Nordisches in ihrer Erscheinung, daß es mir kaum einfiel, ich sei schon in Italien. Weder hier, noch in Lagoscuro , noch in Ferrara fragte man mich weiter nach Pässen, ob ich gleich überall starke französische Besatzungen fand. Vor meinem Fenster in Rovigo stand auf dem Platze der große Freiheitsbaum mit der Mütze auf der Spitze, und gegenüber in dem großen Kaffeehause war ein starkes Gewimmel von Italienern und Franzosen, die sich der jovialischen Laune der Ungebundenheit überließen. Aber alles war sehr anständig und ohne Lärm.“

In Rovigo war ich noch kurz in einer imposanten achteckigen Kirche, auf dem Heimweg von der Pizzeria. Ansonsten war es dunkel.

Blixck auf Monselice am Morgen

Tag 59 Von Monselice nach Rovigo

29. Oktober 2022, 26 km bis km 1.524

Venetien ist berühmt für seine Nebel. Die flache Landschaft wird zu einem interessanten Schattenspiel.

Viel Industrie. An einem Wochenende herrscht gespenstische Ruhe.

Da hat jemand bis zum bitteren Ende seinen Job gemacht. Dann war Schluss..