Ich wäre gern weiter gegangen heute, aber die Quartiere sind nicht so dicht gesät, zum Teil recht teuer, oder dann doch weiter weg, als ich meinem noch nicht ganz fitten Fuß zutrauen möchte.

Beim Blick auf die Karte fürchtete ich Unangenehmes, denn die Straße, die ich zu nehmen hatte, verläuft schnurgerade, und eben bei diesen Straßen gibt es oft keine Fußwege. Aber ich war erleichtert, als ich feststellte, dass mein Weg auf dem Damm des Canale Battaglia liegt, der zwischen mir und der Landstraße lag, und dessen anderer Damm wie eine Schallschutzmauer den Lärm fernhielt.

Bevor ich aber den Kanal erreichte, besuchte ich noch die Basilika mit dem Grab des heiligen Antonius, wie es Seume auch tat. Er schreibt:

„Als ich in Padua meine Mahlzeit genommen hatte, nahm ich meinen Tornister und machte vor meinem Abzug dem heiligen Antonius noch meinen Besuch.“

Eben diese Basilika lag auf meinem Weg, so dass ich wenigstens einmal einen kurzen Rundgang darin machte.

Dann ging es vorbei an Stadttoren, wie Seume sie passiert haben könnte. Wie auch bei den Villen war ich erstaunt, wie alt diese sind. Man könnte sie für Bauten des Klassizismus des neunzehnten Jahrhunderts halten. Aber es sind mittelalterliche Bauwerke. Interessant, mit welchem Zeitverzug der italienische Baustil in Deutschland Fuß fasste.

Padua ist fahrradfreundlich und hat eine Straßenbahn. Aber die Ausfallstraßen sind anstrengend wie anderswo auch.

Der Weg auf dem Kanal war bequem, einzig an einer gelegentlichen Sitzgelegenheit mangelte es mir. Von der erhöhten Position hatte ich eine gute Sicht in die Landschaft. Der Kanal selbst hat gün-trübes Wasser, das mit viel schmutziger Fracht langsam dahinfließt. Fische gibt es aber noch, Bisamratten auch.

Auf meinem Weg hatte ich noch einige Villen zu sehen, schöne und verfallende. Auf halber Strecke konnte ich mich in einem Supermarkt mit frischem Obst eindecken. Und mit Pfefferkuchen! Letztere kaufe ich normalerweise ab September, eine süße Leidenschaft. Ansonsten ist der Kanalweg ohne jede Gastronomie, es sei denn, man steigt vom Damm herab und macht einen kleinen Umweg.

Beeindruckend, aber jetzt geschlossen für Besucher, das Castello de Catajo.

Der Kanal war einmal eine bedeutende Wasserstraße. Immerhin sind Bagger im Einsatz, die alte Fahrrinne zu entkrauten und die Böschungen neu zu befestigen. Aber nichts deutet auf eine heutige Nutzung hin. Interessant ist, wie die Venetier schon im Mitteltaler die Niederungen entwässert und zugleich schiffbar gemacht haben. Es gibt komplexe Bauwerke, wie z.B. sich auf zwei Etagen kreuzende Wasserläufe.

Monselice liegt am Fuße einer Burg, die ich fast die ganze Zeit auf der Spitze eines Hügels vor mir sah. Und Seume schreibt über diese Gegend:

„Diese Seite von Venedig ist nicht halb so schön als die andere von Treviso nach Mestre: die Überschwemmungen mit dem neuen Regenwasser hatten die Wege traurig zerrüttet, und ich zog sehr schwer durch den fetten Boden Italiens weiter. Überall war der Segen des Himmels mit Verschwendung über die Gegend ausgeschüttet, und überall war in den Hütten die jämmerlichste Armut. Vermutlich war dies noch mit Folge des Kriegs. Nicht weit von Monteselice kehrte ich zu Mittage an der Straße in einem Wirtshause ein, das nicht die schlimmste Miene hatte, und fand nichts, durchaus nichts, als etwas Wein. Ich wartete eine halbe Stunde und wollte viel zahlen, wenn man mir aus den benachbarten Häusern nur etwas Brot schaffen könnte. Aber das war unmöglich; man gab mir aus Gutmütigkeit noch einige Bissen schlechte Polenta, und ich mußte damit und mit meinem Schluck Wein weitergehen.“

Dem Dom zu Padua mit dem Grab des Hl. Antonius habe ich einen kurzen Besuch abgestattet.

Tag 58 Von Padua nach Monselice

28. Oktober 2022, 23 km bis km 1.498

Der Battalia Kanal in Battalia Terme

Die Villa Molin am Ufer des Kanals