„Neun Tage war ich in Venedig herumgelaufen. Die Nacht war ich angekommen, die Nacht fuhr ich mit der Korriere wieder ab. Die Gesellschaft war ziemlich zahlreich, und wir waren wie im trojanischen Pferde zusammengeschichtet. Das Wetter war nicht sehr günstig; wir fuhren also von Venedig nach Padua von acht Uhr des Abends bis den andern Mittag. Der Weg an der Brenta herauf soll sehr angenehm sein; aber das Wasser hatte bekanntlich die Straßen durch ganz Oberitalien so fürchterlich zugerichtet, daß es ein trauriger Anblick war; und ich grämte mich nicht sehr, daß ich auf meiner Fahrt und wegen stürmischen Wetters wenig davon sehen konnte. So wie wir in Padua ankamen, ward das Wetter leidlich. Die Unterredung im Schiffe war bunt und kraus wie die Gesellschaft; aber es wurde durchaus nichts gesprochen, was Bezug auf Politik gehabt hätte.“
Mein Boot fuhr bei schönem Sonnenschein, und eine nette Reiseleiterin musste unseren Blick nicht auf schlechte Straßen, sondern auf die am Kanal liegenden Paläste richten. Drei von ihnen durften wir unter fachkundiger Führung besichtigen. Die Villa Foscari, die Villa Vidmann und die Villa Pisani, letztere eher ein imposantes Schloss mit Park und mehreren hundert Zimmern sowie einem Ballsaal, dessen Decke (200 m²) von Tiepolo in nur 76 Tagen komplett ausgemalt wurde.
Die Fahrt auf dem Fluss geht zunächst über die offene Lagune, dann durch flache Weiden und Felder auf der einen Seite, die Ausläufer des Hafens von Mestre auf der anderen. Dann fährt man fast immerzu durch kleine Dörfer und Städtchen, sieht viel, hat aber auch den ganzen Tag den Motorenlärm des Schiffsdiesels und die ein oder andere Abgasschwade zu ertragen. Der Rederei sei die baldige Elektrifizierung gegönnt! Es sind mehrere Schleusen und etliche Drehbrücken zu passieren. Letztere werden manuell von öffentlichen Bediensteten betätigt, die man rechtzeitig anrufen muss, damit sie angefahren kommen und auch die Brücken für die Autos sperren.
Mit den Villen ist es schön und traurig zugleich. Von ca. 80 mittelalterlichen Villen, viele aus dem 16. Jahrhundert, einige auch jüngeren Datums, sind etwa zehn dem Verfall preisgegeben, auch die anderen oft in beklagenswertem Zustand oder denkmalpflegerisch schwer misshandelt. Viele haben häufig – auch in jüngerer Zeit - den Besitzer gewechselt. Offenbar hat der italienische Staat kein Geld oder keine rechtliche Handhabe, einen sorgfältigeren Umgang mit diesen Bauten durchzusetzen, wenn sie in privatem Besitz sind. Viele der Villen liegen übrigens deshalb an den Kanälen, weil ihre Besitzer so einfach den Hausrat und die Bediensteten per Boot von Venedig herbeischaffen konnten. Oft hatten die Villen eigene Garagen für Boote und entsprechende Stichkanäle. Ob es aber im Sommer an diesen Kanälen wirklich frischer war als in Venedig, bezweifle ich. Die Wetterapp meines Telefons weist ständig schlechte Luftqualität aus. Es ist so diesig, dass ich nicht um einen UV-Schutz ermahnt werde.
Padua habe wir erst gegen sieben am Abend erreicht, alles war schon dunkel. Aber die Stadt hat ein quirliges Studentenleben, was um diese Zeit offenbar Fahrt aufnimmt. Ich wollte einfach nur die zwei Kilometer zum Hotel laufen und schaute ab und zu mal neidisch zur Seite.
Villa Foscari, bis heute in Privatbesitz
Tag 57 Mit dem Boot auf dem Brenta-Kanal von Venedig nach Padua
Nachdem man die Lagune überquert hat, fährt das Boot durch ein kleines Industriegebiet und eine fast ländliche Gegend. Immer hat man vom Deck gute Aussicht.
Die Imposante Freitreppe der Villa Foscani wurde im 1. Weltkrieg ihrer marmornen Geländer beraupt. Sie war Lazarett, und die Träger mit den Krankentragen störten sich an der Ballustrade.
Blick auf die Piusani. Eher ein gigantischer Palast mit riesigem Park. Napoelon kaufte sie einst für billiges Geld um letztlich nur eine Nacht darin zu verbringen.