Ja, weiß ich. Und die Strecke ist wirklich toll. Eigentlich eine der schönsten Etappen meiner Reise, und ich habe mich auf ein Wiedersehen gefreut, denn vor Jahren lief ich den größten Teil der Strecke schon mal mit Gattin und jüngstem Sohn.
Während es anfangs nur nieselte, haben mich unterwegs ein paar fette Regengüsse genervt. Beim ersten saß ich zum Glück unter dem Dach einer Bar. Später konnte ich mich nur gegen dicke Pinienstämme lehnen, wenn das Wasser „horizontal“ kam. Ja, es war sehr windig heute, fast wie auf den Kämmen des Böhmischen Mittelgebirges. Mein rechter Fuß zickt immer noch, hoffe, er nutzt die Pause morgen an meinem Ruhetag. Morgen wird es auch wieder regnen, erst für übermorgen zeigt die Wettervorhersage wieder eine Sonne.
Aber Schluss mit Jammern. Immerhin gab es heute viel zu sehen. Die ersten 5 km der Via Appia sind allerdings enttäuschend, da ist sie eine schnöde, heftig befahrene Landstraße zwischen hohen Mauern. Dann jedoch kommt man an den Katakomben vorbei, die natürlich von der Kirche für einen Märtyrerkult in Beschlag genommen sind. Schließlich lässt die Dichte pompöser zeitgenössischer Villen hinter Mauern und Toren etwas nach. Die Mauern neben der Straße werden niedriger, und man sieht quasi alle 50 m irgendein Denkmal, Mausoleum, Grabhügel, Reste von Palästen und Tempeln und massenhaft verstreut liegende behauene Steine, Säulenfragmente usw. Das Ganze eingerahmt in eine Allee schöner Pinien und heute sogar schöner Wolken.
Immer wieder kommt die historische Pflasterung aus der Antike zum Vorschein. Nur selten kreuzen andere befahrene Straßen. Nur nebenan dröhnen die Flugzeuge, wenn sie vom dortigen Flughafen starten. Irgendwann ist die Via Appia nur noch ein halb zugewachsener Wanderweg.
Die Via Appia Nuove, die Seume im Unterscheid zu mir vor 200 Jahren ging, ist hingegen eine vierspurige Straße, die für Fußgänger unpassierbar ist.
Die Via Appia im Stadtgebiet von Rom.
Tag 80 Von Rom auf der Via Appia bis Marino
Die meiste Zeit läuft man wie durch einen Park.
Die Ruinen wurden oft brutal zur Gewinnung von Baumaterial ausgeschlachtet. Fast schon wieder Kunst.
Kameras überwachen das Gelände. Es gibt einfach zu viel an Geschichte auf engstem Raum. Wo sonst auf der Welt ist das so?