Meine heutige Route enthielt Teile des Franziskus-Weges und war gesäumt von imposanten Zeugnissen vergangener Zeiten. Es begann mit einem pompösen Denkmal in Stile Mussolinis am Rand der Altstadt von Foligno. In San Eraclio läuft man durch ein befestigtes altes Schloss hindurch, wenn man die Altstadt quert. Schon von Weitem sieht man bald Trevi auf dem Vorsprung eines Bergrückens.
Trevi gehört zu den schönsten Städten Umbriens. Der Aufstieg ist mühsam, aber lohnenswert, denn von oben hat man schöne Aussichten gleich in mehrere Richtungen in das Umland. Und natürlich gibt es eine bezaubernde Altstadt, die eigentlich wie eine groß geratene Burg wirkt. Ich war dort um die Mittagszeit, und nur wenige Touristen waren zu sehen. In einem Café bestellte ich warme Pizza, Tee und Orangensaft und saß dann für eine Weile auf dem Markt. Die engen Gassen sorgen für eine angenehm geringe Zahl von Autos. Und es war alles sehr ruhig. Ein wenig musste ich an dem Film „Der Name der Rose“ denken und an den großen Umberto Ecco.
Der Abstieg von diesem Ort führte wieder durch Olivenhaine. Dann gelangte ich an eine Fernstraße, die am heutigen Sonntag wenig befahren war und sogar angenehm bereite Seitenstreifen hat. Die wollte ich gehen, denn sie führt an einem alten Tempel, eigentlich einer Kapelle vorbei, dem Clitumno Heiligtum. Es steht auf der UNESCO Welterbeliste und wurde unter Verwendung antiker Bauteile von den Langobarden im Frühmittelalter errichtet. Seume erwähnt es nicht, sondern nur die in der Nähe befindlichen Clitumno-Quellen, die ich mir nun wiederum ersparte, weil sie heute direkt an der Straße liegen und ich es vorzog, abseits der Straße auf dem Damm der Maroggia weiterzulaufen, einem sehr klaren Flüsschen.
Aber ein Teil der Fernstraße war wohl tatsächlich Seumes Weg, denn er passierte ja die zuvor erwähnten Sehenswürdigkeiten.
Kurz vor meinem Quartier machte ich neben einer Tankstelle noch an einer Bar halt, denn meine Lebensmittel waren knapp. Dort aß ich erneut Pizza, zum dritten Mal an diesem Tag, denn morgens hatte ich mir bei einem Bäcker schon weiße Pizza gekauft. Wer glaubt, die italienische Küche sei vor allem durch frisches Gemüse oder gar Obst dominiert, irrt. Es gibt viel Zeug aus Teig und ganz selten Suppe.
Jetzt sitze ich hoch oben in einem mittelalterlichen Turm im Castello di Spoleto, was aber weit außerhalb der Stadt in San Giacomo liegt. Das Castello gibt es seit dem Mittelalter. Es hat einen quadratischen Grundriss, durchzogen von Gassen, die kaum zwei Meter breit sind. Es wurde mal als Hospital, mal als Handelsstation, mal für militärische Zwecke genutzt und in all den Jahrhunderten in seiner baulichen Grundstruktur kaum verändert. Es ist ein atemberaubendes komfortables Quartier mit Küche und tollen Aussichten ins Umland, nur leider ohne WALAN und er Mobilfunkempfang ist auch nur was für sehr Geduldige. Aber ich werde den Ort als den mit einem der spektakulärsten Quartiere in Erinnerung behalten. An einer der Wände hing auch eine Urkunde, mit der die Architekten ausgezeichnet wurden, die hier bemerkenswerte Arbeit an einem Stück Mittelalter geleistet haben.
In der Altstadt von Foligno
Tag 74 Von Foligno nach San Giacomo
Auf einer alten Straße nach Trevi
Blick nach Trevi
Das Clitumno Heiligtum
In der Flussebene des Torrente Marrogia am Abend