Dann ging es fast nur bergab, bis ich wieder den Rhein-Marne-Kanal erreichte. Der hat hier einen langen Tunnel und überwindet so die Wasserscheide. Die Tunneleinfahrten sind schon imposant. So konnten zahlreiche Schleusen überflüssig gemacht werden, ein Übriges tat ein Schiffshebewerk, welches in den 60iger Jahren gebaut wurde.
Dann aber fährt man durch das Tal der (alten) Schleusen. Hier liegen die inzwischen überflüssigen Schleusen in kurzem Abstand von oft nicht mehr als einem Kilometer. All die netten Schleusenwärterhäuser wurden zu schicken Feriendomizilen umfunktioniert. Zahlreiche Touristen sind unterwegs in dieser pittoresken Landschaft mit zum Teil steilen Sandsteinfelswänden. Aber der alte Kanal und die Schleusenkammern sind nur noch eine Kette flacher Tümpel, durch die ein kleines Rinnsal fließt. Parallel gehen Straße und Eisenbahn und eine mit dem Schiffshebewerk neu gebaute Trasse des Kanals. Keine Chance für eine wirtschaftliche Nutzung des alten wie des neuen Kanals.
Zugleich nimmt die Zahl von Freizeitbooten erheblich zu. Die kann ich immer locker überholen, denn die dürfen in dem Kanal nur mit 7 km/h fahren.
Eine lange Pause bei gutem Essen habe ich in Zabern (Saverne) gemacht, das gehört schon zum Elsass und ist reichlich touristisch geprägt. Hier und in der Umgebung des Ortes sind auch der Kanal und seine Geschichte in vielen Tafeln mehrsprachig erklärt. Man sieht noch die Lokschuppen der Treidelbahn, ab und zu sind noch die Gleise vorhanden und dreimal habe ich die alten Loks als Denkmal stehen sehen. Die fuhren mit 600 V Gleichstrom ohne Oberleitung, bekamen den Strom über die Gleise.
Je mehr ich mich Strasbourg nähere, umso sichtbarer wird Wohlstand. Die Häuser sind größer, neuer, schicker. Die Industrie erscheint nicht nur in Gestalt von Leerstand. Und der wohlstandsbedingte Lifestyle wird ebenso sichtbar: zahllose Menschen auf Carbon-Rädern oder E-bikes. Das ist ganz anders als in der französischen Provinz.
Entgegen meiner Hoffnung bin ich wieder viel Kanalufer gefahren. Aber die Wege sind wirklich sensationell gut asphaltiert. Ich bin heute einen Schnitt von 13,2 km/h gefahren, obwohl ich mir eigentlich Zeit lassen wollte, denn mein Check-in war erst um 17 h. Inzwischen ist das wie eine Manie: man kickt los und freut sich an der Geschwindigkeit. Jeden Tag nimmt die Kondition etwas zu und die Anstrengung etwas ab.
Dieser Kruzifix steht kurz hinter Sarrebourg recht unscheinbar an der Straße. Er ist berühmt, weil ihm am 20. August 1914 das Kreuz weggeschossen wurde und er jetzt dasteht, wie der fallende spanische Freiheitskämpfer auf der berühmte Fotografie von Robert Capa, nur ohne Gewehr. Möglicherweise zwei Legenden auf einmal.
Tag 11 Von Sarrebourg nach Hochfelden
So sehen Karamikbrennöfen aus, wenn sie ausrangiert sind. Fand ich interessant.
Im Tal der tausend toten Schleusen
In der Innenstadt von Saverne (Zabern).
Ein Dorf am Kanal.