Heute kann ich ziemlich sicher sagen, dass ein Drittel der Strecke hinter mir liegt. Und erneut: grün, blau, grau. Am ehesten wechselt die Farbe des Wassers im Kanal etwas. Mal braun, mal grün, aber stets sehr trüb und offenbar reichlich verschmutzt. Dennoch sah ich heute (Samstag) bestimmt 30 Angler im Laufe des Tages. Auch die Zahl der Motorboote hat erheblich zugenommen. Nach der in Lafarge traf ich auf eine weitere große Marina.

Gestern Abend war ich noch auf dem kleinen französischen Soldatenfriedhof am Rande des Dorfes. Er ist nach dem Gefecht bei Lagarde am 11. August 1914 angelegt worden. Es war das letzte Gefecht der europäischen Geschichte, bei dem eine groß angelegte Kavallerie-Attacke von deutscher Seite mit vermutlich um die 2.000 Pferden geritten wurde und bei dem u.a. 309 Pferde umkamen. Menschen kamen natürlich auch in großen Massen um. Die Deutschen obsiegten und konnten französische Truppen, die das damals deutsche Dorf Lagarde besetzt hatten, zurückdrängen. Heute hat Lagarde nach letzter Zählung 178 Einwohner.

Danach hatte ich einen schönen Abend mit einem Paar aus Wiesbaden. Beide sehr reisefreudig und vielseitig interessiert. Bis kurz vor Mitternacht haben wir beim Wein gesessen. Und wie immer, wenn man sich im Leben zum ersten Mal begegnet, gab es einen Mischung aus respektvollem Abtasten und unerschöpflichem Stoff.

Heute früh hatte ich ein gutes Frühstück, das ich bei dem etwas vernachlässigten Hotel so gar nicht erwartet hatte. Interessant: im Raum neben dem Gastraum standen diverse Sofagarnituren, was mich zu der Vermutung verleitete, dass die Wirtsleute da irgendwie ihr Wohnzimmer haben.

Kurz vor neun war ich auf der Piste, und ja: wieder Kanal und wieder Gegenwind. Und es gab wieder ein großes Zementwerk in Ponte-au-Musson. Und es gab wieder kaum Leute, keine Kneipen usw. Abstecher in die anliegenden Dörfer blieben ergebnislos. Lediglich in Imling hat das Abbiegen etwas gebracht: dort stand ein Food-Truck mit leckeren indischen Speisen und gekühltem Sprudel. Herrlich! Und mit dem netten Inhaber, der sehr gut englisch sprach, hatte ich noch ein kurzes Gespräch über mein Projekt und gute Küche (die ist in Berlin wie anderswo von Migranten dominiert).

Sarrebourg empfing mich mit einem Straßenfest des Türkisch-Französischen-Freundschaftsvereins. Warum gibt es so einen Verein eigentlich nicht in Deutschland?


Soldatenfriedhof in Lagarde

Tag 11 Von Lagarder nach Sarrebourg

11.Mai.2024, 36,2 km bis km 456
Morgens ist noch alles ganz still. Ich sah, wie ein Reh einfach so durch den Kanal schwamm. 

Ein schönes Zementwerk.

Ab und zu sieht man vom Damm aus Wiesen und Dörfer.

Ein altes Pumpwerk am Kanal

Der Mann mit dem Food-Truck

Sarrebourg