Wenn in Italien die Quartiere ohne WLAN angeboten werden, ist meistens auch der Mobilfunkempfang schlecht. Das liegt zum Teil an dem schwachen Netz, das zudem stark belastet ist, weil man hier offenbar dauertelefoniert, aber eben nur telefoniert und selten surft. Das liegt möglicherweise an der dichten Bebauung mit dicken Mauern und engen Gassen. Ich kann letzteres nur vermuten, aber es nervt.
Die Strecke heute war unaufgeregt. Es ging über flaches Land mit wiederum zahlreichen Orangenplantagen. Das bedeutet dann auch immer, dass man unterwegs nichts zu essen kaufen, höchstens einige Orangen pflücken kann. Meine Vorräte sind komplett erschöpft. Ich dachte, sie in Lentini auffüllen zu können, aber ich bin an keinem einzigen Supermarkt vorbeigekommen. Der hier in Carlentini hatte zu. Die verdammte Siesta…
Seume schreibt, dass er auf der Strecke hierher den Lago di Lentini gesehen habe. Das war mir erst vergönnt, als ich auf einer Anhöhe in Carlentini stand, ansonsten war es einfach zu trüb für Blicke in die Ferner oder eben zu flach. Die das Land schneidenden Wasserläufe sind hier hoch eingedeicht, so dass man ohnehin nur von Brücken etwas in die Gegend schauen kann.
Der Vormittag brachte immer wieder leichten Nieselregen, erst gegen Mittag kam Sonne mit schönen Wolkenbildern. Als ich mit meinem orangen Schirm auf der Straße ging, gab es zweimal Autos, die mich mitgenommen hätten. Aber sie fuhren in die falsche Richtung oder nur eine kurze Strecke. Immerhin, sie hielten, trotz des Regens, und ohne dass ich den Daumen gehoben hatte. Vielleicht habe ich solch Glück morgen, an meinem letzten Wandertag nochmal.
Und was schreibt Seume zu meinem heutigen Aufenthalt:
„Ich verirrte mich abermals, und kam, anstatt nach Syrakus, nach Lentini. Es war mir indessen nicht unlieb, die alte Stadt zu sehen, die zur Zeit der Griechen keine unbeträchtliche Rolle spielte. Sie ist in dem Mißkredit der schlechten Luft, weswegen auf einer größern Anhöhe Karl der Fünfte, deucht mir, Carlentini anlegte. Ich spürte nichts von der schlechten Luft; aber freilich kann man vom Ende des März keinen Schluß auf das Ende des Juli machen. Der See gibt der Gegend ein heiteres, lachendes Ansehen, und die Luft würde sich sehr bald sehr gesund machen lassen, wenn man nur fleißiger wäre. Um die Stadt herum ist alles ein wahrer Orangengarten; und Du kannst denken, daß ich mit den schönen Hesperiden nicht ganz enthaltsam war, da ich doch nun nicht hoffen durfte, Syrakusertrauben zu essen. Mir hat es gefallen in Lentini; und wenn die Leute daselbst krank werden, so sind sie wahrscheinlich selbst Schuld daran, nach allem was ich davon sehe.“
Blick von Carlentini über die Dächer von Lentini. Im Hintergrund schwach zu erkennen der Lago di Lentini.
Tag 103 Von Scordia über Lentini nach Carlentini
Einfahrt zu einem Gut. Das Gutshaus ist heute Event-location.
Eine Baumallee wie sie auch in Brandenburg stehen könnte.
In der Altstadt von Lentini