Wie so oft, wenn ein Tag eher deprimierend beginnt, passiert dann doch etwas Schönes. Das Schönste war ein Anruf, den ich heute bekommen habe. Gleich danach kam die Erlaubnis, mein Quartier schon um 10 h beziehen zu dürfen.

Der Tag begann mit strömendem Regen. Also fuhr ich los mit angeklemmtem Rücklicht, Gamaschen über den Schuhe und Regenjacke. Nach wenigen Metern Feldweg musste ich durch den ersten „Teich“ rollen. Das Wasser hatte sich in den Senken krass gestaut. Mir war etwas bang: reicht mein Schwung, um durch die Pfütze durchzurollen? Oder muss ich einen trockenen Schuh opfern und mich mitten im Wasser nochmal abstoßen? Reicht die Wattiefe meines ja „tiefergelegten“ Rollers? Oder muss der Standfuß tauchen? Ich hatte immer Glück. Allerdings war ich nicht vorsichtig genug. Als ich mit beiden Beinen auf dem Roller stehend durch die Monsterpfütze fuhr, wurde das Wasser durch das Vorderrad so aufgewirbelt, dass das Schutzblech nicht reichte. Die nächsten Pfützen durchrollte ich wie ein auf einem Bein stehender Storch.

Großen Gejohle, als ich an einer zwiebelerntenden Gruppe rumänischer Arbeiter vorbeifuhr. Und noch größeres, als ich nach wenigen Minuten zurückkam, weil der vor mir liegende Feldweg schlicht unpassierbar war. Aber ein kleiner Umweg und fortan rollte ich auf Asphalt oder Beton. Zu der Strecke heute gibt es nichts Spannendes zu erzählen. Es ging über endlose Felder, durch ein kleines Dorf, neben heftigst befahrenen Straßen entlang, dann durch einen drögen Vorort von Speyer.

Als ich in Speyer ankam, konnte Astrid, meine Gastgeberin (und 13fache Oma, superfit!) noch die Übergabeformalitäten erledigen, mir einen Wäscheständer für mein Regenzeug aufbauen. Ich wiederum hatte nach dem Duschen noch Gelegenheit, beim Verladen von Skulpturen und den zugehörigen Podesten zu helfen. Dann erst mal etwas Bürokram.

Heute Nachmittag ließ der Regen nach, und ich konnte zu Fuß Dom und Stadt ein wenig erkunden. Der Dom beherbergt eine stattliche Zahl von Gräbern für Kaiser und Könige aus dem Frühmittelalter. Er ist einer der größten romanischen Sakralbauten. Im Inneren wirkt er jedoch merkwürdig neu und kahl. Und tatsächlich hate er diverse Zerstörungen, Umbauten und Rekonstruktionen hinter sich. Als ich ihn verließ, fand vor dem Portal eine Demo des Bistums (!) mit großer Europaflagge statt: für Demokratie und Toleranz. Die Rede des Bischofs wollte ich aber nicht hören, der Regen setzte wieder ein.

Was ist zu Speyer zu sagen. Speyer ist vor mehr als 2.000 Jahren durch die Römer gegründet worden. Der Dom ist schon mal beeindruckend. Die Stadt ist so gut wie durchsaniert, was der Uni und der wachsenden Einwohnerzahl zu verdanken ist, denke ich mal. Die Stadt ist sehr grün, man wähnt sich irgendwie immer im Vorort, obwohl man schon in der Altstadt ist, weil die Häuser Raum haben, die Gassen ruhig sind, und es schöne Gärten gibt. Die Achse zwischen Stadttor im Westen und Dom im Osten hat man fußgängerzonig eingerichtet. Es gibt in jedem dritten Haus eine Eisdiele. Aber bei Regen ist natürlich alles etwas trostlos.

Morgen soll Schluss sein mit Regen und ich will bis Worms kommen.


Vor mir die rumänischen Freunde.

Tag 17 Von Hochstadt nach Speyer

17. Mai 2024, 20,1 km bis km 668,7
Ein pfälzisches Dorf

Und noch eins. Vom Reißbrett.

Der Dom von der Rheinseite aus gesehen.

In der Krypta. Leider wirkt alles merkwürdig steril, was mit der Geschichte zusammenhängt.

Die Demo mit dem Bischof vor dem Westportal des Doms