Ich habe viele schöne Dörfer gesehen, sowohl auf französischer als auch auf deutscher Seite des Elsass. Viele der Ortsnamen im Pfälzer Süden hat man schon mal auf einem Weinflaschenetikett gelesen. Und tatsächlich gibt es hier viele Weingüter auf den Dörfern. Die Ortsnamen enden häufig mit „heim“. Darunter auch Orte, die ich nicht unbedingt auf meiner Visitenkarte stehen haben möchte: Heuchelheim, Mortsheim usw.
In Wissembourg habe ich gefrühstückt, das letzte Crossaint auf französischem Boden. Die Damen am Nebentisch haben die ganze Zeit Deutsch gesprochen, nur mit dem Inhaber Französisch.
Bad Bergzabern kannte ich noch nicht, Landau auch nicht. Das waren die anderen etwas größeren Städte, die ich heute durchquerte. Bad Bergzabern ist ein Kurort. Aber er taugt ganz gewiss nicht zur Behandlung von Depressionen, es sei denn, man setzt auf Konfrontations- oder Schocktherapie. Landau machte auf mich einen sehr viel lebendigeren Eindruck. Dort habe ich am Markt endlich mal wieder richtig deutsch gegessen: Pizza.
Trotz des Leerstands von Läden in den Städten und den üblichen Haus-Verkaufsschildern auf den Dörfern macht die ganze Gegend einen recht wohlhabenden Eindruck. Das äußert sich aber auch in einem gefühlt deutlich heftigeren Autoverkehr.
Die Radwege, meiden die größeren Straßen. Das hat aber eben dieses fortwährende auf und ab zur Folge. Die Straßen hat man zum Teil nivellierend durch die Landschaft gefräst: für geringere Gefälle Böschungen aufgeschüttet, Bergkuppen abgetragen. Die Radwege, eigentlich ganz überwiegend die Landwirtschaftswege, nehmen das Gelände so wie es ist und verlaufen entsprechend in großen Wellen. Das ist für Leute mit E-Bikes sicher sehr romantisch.
Es ist ein etwas merkwürdiges Gefühl, wieder in Deutschland zu sein, zumal in einer Gegend, die ich bisher kaum kannte. Man sucht unwillkürlich nach dem typisch Deutschen, dem irgendwie Anderen. Das ist schon mal schwierig in einer Landschaft, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder eine andere Staatszugehörigkeit verpasst bekam. Heute las ich über einen Zehn-Städte-Bund. Zehn Städte hatten diesen ständigen Wechsel der Landesherren satt und haben sich im Spätmittelalter verbündet, um mehr Einfluss zu erlangen. Es half wenig. Aber diese Städte haben dann kurz nach 1789 eine eigene Republik ausgerufen, noch vor dem Entstehen der Mainzer Republik. Beide haben nicht lange gehalten.
In den deutschen Dörfern dachte ich manchmal: Wohlstand kann etwas Zerstörerisches haben, jedenfalls was das Stadt- und Landschaftsbilde betrifft.
Es gibt übrigens kurz hinter der französischen Grenze ein hier heftigst als Sehenswürdigkeit beworbenes „Weintor“. Ich dachte immer, das gehört zu irgendeiner Stadtbefestigung. Tatsächlich bin ich da aber heute durchgefahren. Es markiert den Beginn der Deutschen Weinstraße. Beim Näherkommen denke ich: verdammt, steht da eine Nazi-Ordensburg? So ein leicht unförmiges Pseudomittelalter. Und tatsächlich, es wurde von den Nazis gebaut. Seltsam.
Aber es gibt noch einige Unterschiede: In Deutschland stehen erfreulich viele solide Bänke einfach on in der Landschaft an den Wegen, neben markanten Bäumen. Das habe ich in Frankreich vermisst. So habe ich heute wieder etwas mehr gezeichnet.
In Frankreich wiederum gibt es extrem viele Hinweistafeln zu den Ereignissen der letzten beiden Kriege. Da wird die Erinnerung mit bebilderten Tafeln sehr wachgehalten. Derartiges sieht man in Deutschland eher selten.
Heute übernachte ich in einem richtigen uralten Landgasthof in Hochstadt. Der könnte glatt noch aus der Seumezeit stammen. Seume hat auf jeden Fall in Landau übernachtet. Morgen muss ich fragen.
Gegen Mittag gab es Sonne und ich hatte einen schönen Blick auf Burg Langeneck.
Tag 16 Von Soultz-nuors-Forest nach Hochstadt
Auf und ab über die Felder mit teils schönen Fernsichten
Prachbauten am Ring von Landau.
Wolmesheim
Kurz vor Hochstadt am späten Nachmittag