Vom Dinopark ging es im schönsten Pieselregen durch das gastronomische Nichts. Erst nach ca. 12 km fand ich in Sollenau eine Bäckerei, die mir heißes Wasser für einen Tee gab. Zuvor habe ich in einem der Billa-Märkte, die es in fast jedem Dorf gibt (Respekt!), eingekauft. Bananen, Datteln, Nüsse, Laugenecken. Und eine Käsestange mehr und eine Banane extra, denn am Eingang stand ein Tippelbruder unter dem Vordach in Sandalen, kurzer Hose, zerzaustem Bart, Turnbeutel. Dem gab ich eine Banane und eine der Käsestangen. Er strahlte, war definitiv noch keine vierzig. „Wo kommst Du her?“ Schweigen. „Wo willst du heute noch hin?“ Schulterzucken. „Willst Du nach Wien?“ Schulterzucken. Bei all dieser Wortlosigkeit strahlte er mich mit hellen Augen an. Eine Frau steckt ihm 5 € zu. Er strahlt und schweigt. Hätte er nicht den ganzen Bart voller Essensreste gehabt, hätte ich um ein Porträt gefragt. So habe ich nur aus der Ferne, wie zum Abschied ein Bild von der Kaufhalle im Regen gemacht. Wer genau hinsieht…
Ein Porträt durfte ich dann aber beim Bäcker machen, von einem alten Herrn, 83, mit dem ich ausgiebig übers Reisen sprach, d.h. er erzählte mir, wo er schon überall war…
Auf dem Weg nach Wiener Neustadt querte ich den von Seume erwähnten Kanal Wiener Neustadt - Wien:
Ich kehrte wenig später auf einen Döner ein im Gewerbegebiet an einer großen Kreuzung mit großen Parkplätzen. Döner habe ich schon in Wien gegessen. Nicht aus Heimweh, sondern weil ich so die vitaminlosen Fleischberge in Soßenflut – ja, das ist die österreichische Küche in der Provinz! Sorry! – vermeiden kann.
Und tatsächlich verbringe ich die Nacht jetzt in einem der Gewerbegebiete in einem Hotel, an dem ich fast vorbeigelaufen wäre, weil es aussieht wie eine alte Fabrik. Es ist warm, es gibt heißes Wasser für einen Tee, eine Bar mit alkoholfreiem Bier, und das zum Preis des Schlaffasses. Passt.
Morgen knacke ich die 700 auf der Kilometeruhr. Und es soll nicht regnen. Aber das Wetter wird kühl und regnerisch bleiben. So sehe ich dem Semmering-Pass (984 m) mit Skepsis entgegen. Seume überquerte ihn im tiefen Schnee.
Die Dorfstraße von Günzelsdorf. Diesen Ort erwähnt Seume und hier muss er langegangen sein.
Tag 27 Von Tattendorf nach Wiener Neustadt
Ein schwachsinniger Dinopark empfing mich an Morgen.