Wien leidet übrigens wie auch Berlin an sehr wenig Bänken im öffentlichen Raum, vor allem entlang der großen Straßen. Das fällt einem auf, wenn man als Nichtortskundiger Pause machen will. Auf dem Land wiederum ist es ähnlich wie in Deutschland (und besser als in Tschechien), es gibt an schönen Stellen oft auch eine Bank, nicht immer von Privatpersonen gestiftet.
Ähnlich ambitionierten (gegenwärtigen) sozialen Wohnungsbau wie in Wien findet man auch in den Vorstädten und Dörfern. Wobei es auch Extreme gibt wie das Hochhaus (!) mitten im Dörfchen Schönau, welches auch einen Schlosspark beherbergt.
Ansonsten ist die Landschaft im Süden von Wien flach, laut, zersiedelt und, nun ja, etwas langweilig. Gewerbegebiete, Dörfliches und viel Eigenheim haben die Landschaft zerbröckeln lassen. Das ganze neben der A2 dennoch zerschnitten von Fernverkehrsstraßen, die auch mal mitten durch die Orte führen. Nach etwa 18 km Wegs stieß ich in Wiener Neudorf auf eine Straßenbahnlinie. Das wäre mein Preis gewesen. Aber ich wollte ja Wien sehen. Trotzdem Glückwunsch zu diesem Schritt. Sie führt bis nach Baden und verbindet die Vororte im Viertelstundentakt direkt mit dem Wiener Zentrum.
Eigentlich wollte ich nach gemütlichen 26 km in Traiskirchen absteigen, aber da war kein Quartier zu bekommen. U.a. wieder so eine doofe Pension, die man auf Google findet, und wo einfach niemand ans Telefon geht. Also musste ich noch 10 km draufsatteln bis zu einem etwas merkwürdigen „Schlaffass“, gleich neben dem Dinopark in Tattendorf. Da es schon spät war, blieb leider keine Zeit für ein Abendessen, denn der Sonnenuntergang nahte. Immerhin führte der Weg entlang der Triesting, einem kleinen Flüsschen im Wald. Und tatsächlich kam ich bei völliger Dunkelheit, kurz nach 19 h an meinem Quartier an.
Das Schlaffass ist eine miese Bewertung wert. Es ist unverschämte 65 € teuer. Man übernachtet in winzigen Bungalows, die aus Holz sind und halt wie ein Fass aussehen sollen. Die stehen auf einem schlecht beleuchteten Gelände herum, Gemeinschaftsklo, Gemeinschaftsdusche, kein Frühstück, kein Wasserkocher, nichts zu Essen. Für Campingfreunde vielleicht noch akzeptabel. Ohne Taschenlampe oder Reststrom auf dem Smartphone ist man aufgeschmissen.
Kreuzung an einer Ausfallstraße im Süden von Wien.
Tag 26 Von Wien nach Tattendorf
26. September 2022, 36 km bis km 667,8
Oft begegnen mir in Österreich Wege, die sehen aus, wie aus der Landschaft gefräst.