Heute war ein guter Tag. Es gab bis auf ein heftiges Gewitter am Nachmittag durchweg Sonne oder weniger stark bewölkten Himmel sowie ab und zu Seiten- oder sogar leichten Rückenwind und das in durchweg flachem Gelände. So bin ich mit einem Durchschnitt von 14,4 km/h gefahren. Das ist auch angesichts der Länge der Strecke sehr erfreulich.

Auch Worms hat eine Menge Chemieindustrie, das stellte ich beim Verlassen der Stadt fest. Ich bin gegen 8.00 h losgefahren, und es war überall noch recht still, so dass ich ab und zu mal eine Ampel oder Baustellenabsperrung ignoriert habe.

Nach Worms fuhr ich zunächst am Rhein entlang. Um aber einen großen Bogen des Flusses abzuschneiden und nicht immer nur auf die braunen Wassermassen zu schauen, bog ich nach links ab und fuhr von da an über recht schöne kleine Dörfer. Kaum weg vom Radweg am Rhein traf ich auf einen geöffneten Bäckerladen und nahm nein zweites Frühstück, kaufte noch ein wenig Brot angesichts des morgigen Feiertags.

In Osthofen passierte ich eine KZ-Gedenkstätte. Von dieser hatte ich nie zuvor gehört. Das KZ war in einer alten Papierfabrik untergebracht, in einem vergleichsweise kleinen Dorf, also quasi mitten im Alltagsleben der dortigen Bewohner. Es existierte nur 1003 und 1934, wurde dann geschlossen, weil größere entstanden waren, z.B. in Dachau und Buchenwald.

In Guntersblum war ich gegen 11 und geriet mitten in die Eröffnung eines Weinfestes auf dem Gut Schauf. Da war auch ein Tresen mit Speisen. Ich studierte die Karte und stutze bei „Spundekäs“. „Was ist das eigentlich?“ wollte ich wissen. Und die jungen Damen: „Das wissen wir auch nicht.“ Diese Peinlichkeit sollte jedoch schnell behoben werden, als eine etwas ältere Dame erklärte, worum es geht: Frischläse mit viel gehackter Zwiebel und etwas Paprika. Zu dieser etwas dünnen Pampe, die ich natürlich als regionale Spezialität testen wollte, gab es eine warme, frisch gebackene Brezel. Aber der Käsehaufen war so groß, dass ich dann noch Brot aus meinem Rucksack holte, um die Reste aufzutunken. Dazu hatte ich ein Glas Weißburgunder.

Interessant ist an den Dörfern hier, dass diese offenbar wachsen. Denn sehr oft sah ich eine große Zahl üppiger Neubauten, sowohl Ein- als auch Mehrfamilienhäuser. Was läuft hier anders, dass die Dörfer nicht so schrumpfen wie im Osten Deutschlands? Höhere Einkommen? Hohe Mieten in den Städten? Oder eine große Bereitschaft täglich mit dem Auto weit zu pendeln?

Hinter Oppenheim erreichte ich wieder den Rhein. Hier verläuft der Radweg über weite Strecken wie auf einer Uferpromenade. Der Wasserspiegel des Flusses braucht noch anderthalb Meter, dann schwappt er auf den Radweg, und der Fluss ist breit wie ein See. Die Kronen der ersten Bäume ragen aus dem Wasser. Vielleicht hatte ich Glück und in einigen Tagen, wenn die Hochwasserwelle aus dem Saarland anrollt, sind die Wege nicht mehr passierbar. So bin ich offenbar auch dem Hochwasser an der Mosel in Frankreich davongefahren.

So ein Glück hatte ich in Laubenheim, als ein heftiges Gewitter ausbrach und ich zufällig in der Nähe einer S-Bahn-Station war, die eine trockene Unterführung hatte. Nach einer Viertelstunde ließ der Regen nach, und ich fuhr weiter. An der Uferpromenade vor Mainz schien schon wieder die Sonne. Zahlreiche Spaziergänger waren unterwegs.

In Mainz angekommen bezog ich ein sehr schönes Apartment mit Kochmöglichkeit (ich habe noch Nudeln und Pesto), duschte und fuhr gleich wieder los zur Kunsthalle. Die wurde erst 2008 eröffnet und zeigt wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das Gebäude, die ehemalige Heizzentrale des Zollhafens, der jetzt ein neues schickes Wohngebiet ist, wurde durch Einbau eines mutigen Turms interessant aufgewertet. Glückwunsch!


Der Rhein mit dem Röhm-Werken (Methalate) bei Worms

Tag 19 Von Worms nach Mainz

19. Mai 2024, 50,9 km bis km 763,4
Erstaunlich ist für mich, dass hier die Dörfer imposante Rathäuser haben.

Ein deutsches Weinfest kurz nach 12. Der Tag ist noch lang. Und morgen gehts weiter.

Neubauten am Rand eines Dorfes. Dienheim.

Gewitterwolken über dem Rhein bei der Eisenbahnbrücke vor Mainz, deren erster Bau vor mehr als 170 Jahren realisiert wurde.

Blick vom Turm auf das Dach der Kunsthalle in der neuen Hafencity.

Wohnhäuser im Zollhafen Mainz